34. Woche: Указ Президента N 202

Als ich im Dezember 2016 die Anzeige für das FSJ in Nischni Nowgorod in der Zeitung gelesen habe, wurde damit geworben, dass 2018 in Russland die WM ist und man hautnah dabei sein kann.

Leider ist die WM in Wirklichkeit kein Segen, sondern eher Fluch und schränkt uns deutlich ein. Russland hat strenge Regeln für Ausländer: wir müssen uns in jeder Stadt, in der wir uns länger als 7 Werktage aufhalten, polizeilich registrieren lassen. Damit die Regierung immer eine Übersicht darüber haben kann, welche Migranten sich gerade wo befinden. Vom 25. Mai bis zum 25. Juli (genau der Zeitraum, in dem die Freiwilligen immer durch Russland reisen) ändern sich diese Regel allerdings. In den Städten, in denen Fußballspiele stattfinden, müssen sich Ausländer innerhalb von 24h registrieren lassen. Das Problem ist, dass das in privaten Unterkünften (Airbnb, Couchsurfing) sehr schwierig ist und man dann eigentlich nur auf Hotels bzw. Hostels zurückgreifen kann. Eine weitere Einschränkung ist natürlich, dass die Austragungsorte von Touristen in der Zeit überflutet sein werden und auch alle Preise stark ansteigen werden. Das ist unglaublich nervig, da die ganze WM uns bei unserer Reiseplanung deutlich beeinträchtigt. Putins 24h-Regel wird Erlass des Präsidenten Nr. 202 genannt.

Dies sind aber natürlich auch nur unsere "Luxusprobleme" :D Was ich bei der WM viel schlimmer finde, ist die ganze Geldverschwendung. Russland geht es echt nicht gut, viele Menschen leben in großer Armut, die Polizei ist korrupt, die Straßen sind in einem schrecklichen Zustand, Behinderte Menschen werden von der Gesellschaft alleine gelassen und so weiter. Statt dort anzusetzen, werden unzählige moderne (teuere!) Fußballstadien gebaut, So auch in Nischni. Dabei hat Nischni nicht mal eine gute Fußballmannschaft, die in dem Stadion auch in Zukunft Spiele austragen kann. Ein Invalide, den wir betreuen, wohnt in der Nähe des Stadions. Wir wissen, in welchem schlechten Zustand sich das Haus von außen und von innen befindet. Es ist auch das Haus, das überhaupt nicht behindertengerecht ist und wo Sven den Rollstuhl mit dem darin sitzenden Erwachsenen eine ganze Treppe runterschieben und dann auch wieder hochschieben muss, wenn wir unseren wöchentlichen Spaziergang machen. Aber Hauptsache, ein paar Hundert Meter weiter wird ein komplett neues Fußballstation gebaut...

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