27. Woche: 8. März

 

Natürlich wusste ich schon vorher, dass der 8. März (internationaler Frauentag) in Russland ein großer Feiertag ist. Trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, dass er ein so großer Feiertag ist :D Es war wirklich schon auf dem Niveau von Weihnachten/Silvester. 

Am Mittwoch (7.3.) war der letzte Schultag und alle haben Geschenke verteilt. Auch ich habe von dem Werklehrer und dem Sportlehrer (die einzigen männlichen Lehrer an der Schule) Süßigkeiten bekommen, wie auch alle anderen Lehrerinnen. Die Eltern von meiner 1. Klasse haben der Hilfslehrerin, der Klassenlehrerin und mir ebenfalls jeweils ein großes Geschenk mit einer Gratulationskarte überreicht. Sich Geschenke zu machen- das ist in Russland sehr wichtig und für mich immer noch ungewohnt. Das war das 4. mal, dass ich von den Eltern der Klasse etwas geschenkt bekommen habe :D Dabei bin ich "nur" eine Freiwillige und erst seit 7 Monaten an der Schule. 

Der Schultag am Mittwoch endete dann mit einem festlichen Konzert in der Turnhalle der Schule. Alle Lehrer, Schüler und auch einige Eltern nahmen daran teil. Sven und ich sind deswegen ein bisschen länger geblieben, um uns das anzugucken. Kinder aus den A-Klassen haben viel vorbereitet: Sketche aufgeführt, Lieder gesungen, Gedichte vorgetragen. Russen sind nicht nur verrückt nach Geschenken, sondern auch nach diesen Festkonzerten. Jeder kleinste Vorwand wird genutzt, um so etwas zu organisieren. 

 

 


 

 

 

Im Unterricht haben wir im Vorfeld mit den Kindern zwei verschiedene Karten gebastelt. Eine für die Mutter und eine für die Oma. 

 

Donnerstag und auch Freitag waren dann offizielle Feiertage, also hatten wir schulfrei. Am Donnerstag waren wir aber dennoch bei unserer Invalidenfamilie (Roman, seine Oma und ihre Tochter Ella) und haben den Tag wirklich schön miteinander verbracht. Zuerst waren wir 2h spazieren (das Wetter ist im Moment sehr sonnig!). Wir haben einen tollen Park entdeckt, in dem auch viel los war aufgrund des Frauentags. Was Sven und mich sehr verwundert hat: Es gab kleine Panzerautos, die für Kinder für eine Rundfahrt gemietet werden konnten. Es gab zum Glück aber auch andere Attraktionen, die nichts mit Krieg zu tun hatten :D Z.B. Pony reiten, Karussells, und Bananenboot fahren auf dem Schnee (das wurde dann von einem Schneemobil gezogen)

 

Danach wurden wir zum Tee eingeladen mit einer riesigen Torte. Natürlich haben wir der Oma und ihrer Tochter Blumen mitgebracht und eine Flasche Sekt, worüber sie sich sehr gefreut haben. 


Am 8. März wurde mir auch überall gratuliert. Man wünscht sich gegenseitig auf den Straßen "alles Gute zum Fest", also wirklich wie an Weihnachten :D Trotzdem hat mir der Tag nicht allzu sehr gefallen. Es hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun. Vor allem in Russland, wo Frauen von Männern wie scheiße behandelt werden und die traditionellen Rollenbilder noch fest verankert sind (Frau gehört in die Küche, erzieht die Kinder, der Mann arbeitet und darf abends mit Freunden weggehen, während die Frau auf die Kinder aufpasst). Und mit so einem Tag, wo die Frauen geehrt werden, wird das restliche Jahr schlechte Behandlung wettgemacht.

Es gab zwar am 23. Februar auch einen "Männertag" (Tag des vaterländischen Verteidigers); dieser wurde aber bei weitem nicht so groß gefeiert wie der Frauentag. Ich vermisse wirklich die Gleichberechtigung. 

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