44. Woche: Ekaterinburg

Auf die Zugfahrt von Nowosibirsk nach Ekaterinburg haben wir uns im Vorfeld sehr gefreut, da wir ausnahmsweise Plätze in der 2. Klasse (Kupe) gebucht haben.

 

Kurz zur Info: In den russischen Langstreckenzüge (Schlafzüge) gibt es drei Klassen. Die 3. Klasse (Platzkart) wird auch Holzklasse genannt :D Dort ist man in einem Waggon mit 54 Menschen zusammen, man hat aber kleinere Unterteilungen in 6er Abteile. Wer sich ein besseres Bild davon machen möchte, kann bei Google "transsibirische Eisenbahn Platzkart" eingeben. So schlecht ist die dritte Klasse aber eigentlich gar nicht. Es kann lustig sein, den ganzen Tag die anderen Fahrgäste und deren Gewohnheiten zu beobachten. Außerdem gibt es dafür die billigsten Zugtickets :D Meistens hat man trotzdem seine Ruhe und nachts kann man sowieso schlafen- die Zeit vergeht also schnell.

Die zweite Klasse (Kupe) hat abgetrennte 4er Abteile mit eigener Tür. Man kriegt also von den Fahrgästen in den anderen Abteilen gar nichts mit und hat auch eine räumliche Trennung von dem Flur/Gang, wo alle Leute immer langlaufen. Die 1. Klasse ist die Luxusklasse, dort teilt man sich ein Abteil zu zweit und alles ist bequemer. Es gibt auch dort auch ein "Willkommenspaket" mit Schlappen, Zahnbürste, etc.

 

Sven und ich betreten also voller Vorfreude den Zug und suchen unser Abteil. Als wir es betreten, fällt uns sofort auch: Scheiße. hier gibt es keine Klimaanlage. Eigentlich haben wir bei den Ticketkäufen drauf geachtet, dass immer eine Klimaanlage dabei ist, aber irgendwie ist was schief gelaufen. Unser Mitfahrer war natürlich ein älterer Herr, der bei den hohen Temperaturen eine nicht gerade angenehme Duftnote verbreitete :D Während der Fahrt konnte man zum Glück das Fenster ein bisschen aufmachen und hatte frischen Fahrtwind. Der Zug, in dem wir gefahren sind, war schon ziemlich alt (ich habe darüber gewitzelt, dass meine Eltern in ihrer Kindheit schon in dem Zug gefahren sind :D) und hatte deswegen nicht den modernen "Luxus". Der alte Mann ist kurz nach Mitternacht ausgestiegen und wir haben zwei neue männliche Mitfahrer bekommen, die sehr nett waren und das wichtigste: angenehm gerochen haben :D

in dem Zug gab es auch nur eine Biotoilette. Darunter konnte ich mir am Anfang nichts vorstellen, ich dachte, die ist irgendwie besonders umweltfreundlich, aber in Wirklichkeit ist das ein Klo, wo man einen Hebel betätigt und der ganze Inhalt während der Fahrt auf die Schienen plumpst :D An sich gefällt mir die Methode nicht sooo sehr (der Nachteil: man darf nicht das Klo benutzen wenn man an einem Bahnhof hält, und teilweise steht man eine Stunde irgendwo rum), aber da man in Russland eh nur durch die größte Pampa (=sibirischer Wald) fährt, wo weit und breit keine Stadt oder Dort in der Nähe ist, ist es ok :D

 

 

Am frühen Abend sind wir dann in Ekaterinburg angekommen. Es ist die viertgrößte Stadt und ist auch etwas älter, d.h. es gab viele Sehenswürdigkeiten. Es gab eine rote Linie, die durch das ganze Zentrum verläuft und an allen Sehenswürdigkeiten vorbei kommt. Es hat sehr viel Spaß gemacht, nichtsahnend der Linie zu folgen (ein bisschen wie Schnitzeljagd) und an schönen Orten vorbei zu kommen.


 

 

An einem anderen Tag sind wir zum Denkmal an der Europa-Asien Grenze gefahren. 

Außerdem haben wir noch ein Naturmuseum besucht (über die besondere Natur am Ural) und das Jeltzin Center. Letzteres ist ein politisch-historisches Museum, das das Leben von Jeltzin vorstellt und seine politischen Errungenschaften. Im Museum war eine andere Art von Propaganda, als die typisch sowjetische Propaganda. Es wurden größtenteils nur positive Sachen vorgestellt, obwohl Jeltzin politisch ja auch einige Sachen verkackt hat, die aber kaum erwähnt wurden. Allerdings war es sehr interessant, seine Ideologien kennen zu lernen und auch seine Kindheit hatte einen Platz in der Ausstellung. 

 

 

Insgesamt hat uns Ekaterinburg wirklich gut gefallen. Die Stadt wirkte sehr modern und hatte auch ein bisschen den Metropolen-Flair von Moskau und St. Petersburg. Am 6.7. war unser Aufenthalt dort zu Ende und wir stiegen in den Zug nach Nischni Nowgorod.

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