32. Woche: Die Macht der Massenmedien

Diese Woche ist mir verstärkt aufgefallen, wie sich der hohe Fernsehkonsum der russischen Bevölkerung auf ihre Meinungsbildung auswirkt. In Deutschland ist oft die Rede von russischer Propaganda, dies stimmt aber nur teilweise. Fakt ist jedoch, dass die größten Fernsehsender entweder kremlnahen Obligarchen oder direkt dem Staat gehören. Kritische Meinungen gehören deswegen selten bzw. gar nicht zum Programm. Unabhängigen Journalisten wird die Arbeit aufgrund von neu dazukommenden Gesetzen erschwert und sie müssen auch in ständiger Angst leben, vor Gericht zu landen oder andere Konsequenzen zu spüren. Deswegen sieht der Großteil der Bevölkerung nur das, was der Staat möchte. Der Fernseher ist nämlich noch Medium Nr. 1 in Russland, in über 98% der Haushalte wird regelmäßig ferngesehen. Printmedien werden dabei nur von einer kleinen Bevölkerungsgruppe konsumiert (die verbreitesten Printmedien sind aber auch staatsnah). 

In den letzten Tagen gab es ja weltpolitische "Spannungen" (Konflikt zwischen Russland und USA wegen Syrien). Dies haben wir hier sofort gemerkt: Die amerikanischen Sanktionen haben die russische Wirtschaft hart getroffen, der Rubelkurs ist auf 75 Rubel pro € abgesunken und war an einem Tag sogar bei 80 Rubel. Normalerweise hat man von internationalen Ereignissen in Deutschland keine direkten Auswirkungen gespürt- hier ist es anders. (Wir haben es aber ausgenutzt und viel Geld bei dem guten Kurs abgehoben :D) 

Im russische Fernsehen wurde die Bevölkerung aber sogar schon auf Kriegsstimmung angeheizt- die Leute sollen anfangen, Wasser zu bunkern. Es hat mich ziemlich überrascht, als uns an einem Tag mehrere verschieden Personen auf Krieg angesprochen haben. In den deutschen Medien, über die wir uns hauptsächlich informieren, wird das Ganze sachlicher dargestellt. Besonders gut (und beruhigend) fand ich dabei folgenden Artikel:

 

http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/experte-so-stehen-russland-und-amerika-wirklich-zueinander-15538669.html

 

Ich bin wirklich froh, in Deutschland leben zu dürfen. Auch wenn bei uns die Medien nicht zu 100% unabhängig sind, so haben wir doch eine viel bessere Möglichkeit zur objektiven Meinungsbildung als die Russen. Vor allem auch weil viele Russen keine Fremdsprachen beherrschen und deswegen nicht mal auf ausländische Quellen zurückgreifen können. 

Und in Deutschland werden Menschenrechte viel mehr geachtet als in Russland. Vor ein paar Tagen kam die Psychologin unserer Schule in unsere Klasse rein und hat sich kurz mit einem aktuellen Problemkind beschäftigt (reißt die ganze Zeit Sachen von dem Tisch). Ihr Vorschlag zur Lösung: Jedes mal, wenn er das macht, sollen die Lehrer ihm mit einem Lineal auf die Hand schlagen, was diese dann auch tatsächlich mehrsmals gemacht haben. Und in solchen Momenten frage ich mich wieder, wie zurückgeblieben ein Land eigentlich sein kann. Danke Deutschland, dass in den Schulen eine gewaltfreie Erziehung garantiert ist und auch die Würde von behinderten Kindern geachtet wird. 

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