4. Woche: "Gibt es in Deutschland Bananen?"

Diese Woche ist mir aufgefallen, wie sehr Russland eigentlich "isoliert ist."

Letzten Samstag haben wir bei einem English Speaking Club in einem Cafe mitgemacht. Dort haben wir uns mit einer ca. 20 järigen jungen Frau unterhalten, die uns gesagt hat, dass sie gerade zum ersten mal in ihrem Leben mit Leuten redet, die nicht aus Russland kommen. Das fand ich schon krass- in Deutschland ist sowas fast unmöglich :D Alltag, Reisen, Schule... Für uns ist der Kontakt mit "Ausländern" bzw. mit Menschen, die aus einem anderen Land kommen, komplett normal und nichts besonderes.

Hier habe ich oft den Eindruck, dass für viele nur Russland existiert- die Welt ist hinter den nationalen Grenzen zu Ende. Die Lehrerin von der Klasse, bei der ich arbeite, hat mir vor ein paar Tagen stolz erzählt, dass es ja in Russland McDonalds gibt (und Burger King und KFC) und das es ja totaaaal toll ist und ihr kleiner Sohn dort immer essen will. Dann fragte sie mich, ob wir in Deutschland auch McDonalds haben... "Ja, haben wir... (aber erst seit 1971...)Nein, ich gehe dort nicht gerne hin (ich finde, vieles spricht gegen diese Kette, ist halt einfach eine Grundsatzentscheidung :D)" Dank des wundervollen Themas "Globalisierung", welches während meiner Schullaufbahn in mehreren Fächern ausgiebig besprochen und unterrichtet wurde, haben wir eine gewisse Allgemeinbildung :D So nervig das Thema auch war nach einigen malen- dafür weiß ich, dass fast überall auf der Welt McDonalds-Filialen zu finden sind. Sogar im Vatikan. 

Und heute hat sie mich dann tatsächlich gefragt, ob es in Deutschland Bananen gibt... 

(Ich finde, man könnte das Sprichwort "Lebst du hinterm Mond?" in "Lebst du in Russland?" umwandeln :D)

Natürlich repräsentiert diese eine Lehrerin nicht den Wissensstand der gesamten russischen Bevölkerung, aber nichtsdestotrotz ist sie Lehrerin, die einen Schulabschluss und studiert hat. Zumal Deutschland auch kein kleines Entwicklungsland am anderen Ende der Welt, sondern ein für die Weltwirtschaft sehr bedeutendes Land ist. 

-> wer Autos in die ganze Welt exportieren kann, kann auch ein paar Bananen für die Bürger importieren :D

Sven (mein Mitfreiwilliger und Mitbewohner) und ich hatten diese Woche auch ein sehr schönes Erlebnis. Als wir mit zwei Invaliden und ihren Rollstühlen spazieren waren, standen wir vor einem "Dilemma": beide wollten unbedingt zu einem Laden, vor dem sich aber eine große Baustelle befand. Wir konnten zwischen 20 typischen Baustellenweg-Metern wählen (Sandweg, Schotter, lose Erde, viele Bordsteinkanten) oder einem ca. 300 Meter langen Umweg auf der Fahrbahn einer großen Hauptstraße zu Hauptverkehrszeiten. Wer schon mal Videos von russischen Autofahrern gesehen hat, weiß, wie wir uns entschieden haben... Und wer schon mal einen Rollstuhl abseits vom Asphalt geschoben hat, weiß, wie wir zu der 1. Möglichkeit standen...

Also fangen wir an, erwachsene Menschen im Rollstuhl über den Sandweg zu schieben, als uns auf einmal 3 Baustellenmitarbeiter zur Hilfe kommen. Sofort greifen sie zuerst den einen, dann den anderen Rollstuhl und tragen ihn mit der sitzenden Person über die ganzen Hindernisse bis zum asphaltierten Parkplatz. Wir haben uns sehr nett bedankt und sie sagten noch:"Wieso habt ihr uns nicht sofort gerufen? In so einer Situation muss man doch helfen" :D Ich war wirklich beeindruckt von dieser Hilfsbereitschaft. 

Was mich sonst noch so erfreut hat die letzten Tage: Die Heizungen wurden endlich angemacht. In Russland gibt es nur Zentralheizung, also dürfen die Bürger nicht selber entscheiden, ab wann sie eine warme Wohnung haben möchten, sondern müssen warten, bis der Staat sich gnädig zeigt, die Heizungen anzumachen :D

Naja, so schlimm ist es nun auch nicht. Für die ganze Sache gibt es sowas wie eine Regel: wenn in drei aufeinanderfolgenden Nächten die Temperatur unter 7 Grad fällt, wird die Heizung angemacht. Heute wurde endlich die Heizung bei uns in der Wohnung warm, denn die letzten Tage war es schon ziemlich kalt (morgens ein paar Grad, Mittags so 8-10 Grad) und das Gebäude war schon heruntergekühlt von dem herbstlichen Wetter.

Leider durfte ich auch feststellen, dass Internet nicht gleich Internet ist. Es hängt viel von dem Land ab, mit dessen IP Adresse man ins Internet geht. Das war mir vorher irgendwie nicht soo sehr bewusst :D Also ich wusste, dass z.B. in China viele Internetseiten nicht zu erreichen sind, da sie vom Staat zensiert werden, aber ich habe gedacht (gehofft), dass ich in Russland keine Einschränkungen haben werde.

Tja...

Zuerst habe ich festgestellt, dass meine liebste Streamingseite (nicht gaaanz legal :D) in Russland gesperrt ist. Dann habe ich ein Netflix-Abo abgeschlossen (Entdeckung: mit einer Visa Karte kann man im Internet sehr viel machen). Zu meiner Ernüchterung musste ich dann aber feststellen, dass das Angebot vom "russischen" Netflix sehr stark eingeschränkt ist (Njet-flix :D) und kaum mit dem in Deutschland verglichen werden kann. 

Dann wurde mir Opera als Browser empfohlen (mit kostenlosem VPN :DDD) und ich war glücklich. Aaaaber es funktioniert nur so semi-gut: meistens merkt Netflix, dass ich versuche die auszutricksen und kickt mich aus den deutschen Filmen/Serien, die man mit dem russischen Netflix nicht sehen kann... Sad story, bro.

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